Urologische Nachrichten

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Unfruchtbarkeit und Hodenkrebs

Unfruchtbarkeit als Hodenkrebs-Risiko Männer,

die wegen einer Infertilität ärztliche Hilfe aufsuchen, erkranken später fast dreifach häufiger an Hodenkrebs. Dies ergab eine Kohortenstudie in den Archives of Internal Medicine (2009; 169: 351-356). … 

In den letzten Jahrzehnten hat in den Industrieländern die Zahl der Hodenkrebserkrankungen zugenommen. In Norwegen beispielsweise stieg die Inzidenz zwischen 1960 und 2000 von 3,5 auf 10/100.000 Personenjahre. Gleichzeitig ist die Qualität der männlichen Spermien gesunken, was ein möglicher Grund für die steigende Inanspruchnahme der In-vitro-Fertilisation (künstliche Befruchtung) sein könnte.

Um zu untersuchen, ob zwischen den beiden Entwicklungen ein Zusammenhang besteht, ist Thomas Walsh von der Universität von Kalifornien in San Francisco dem Schicksal von 22.562 Männern nachgegangen, die zusammen mit ihren Partnerinnen zwischen 1967 und 1998 eine IVF-Klinik aufsuchten. Bei 4.549 Männern ergab das Spermiogramm, dass eine männliche Unfruchtbarkeit vorlag. 13 (0,28%) dieser Männer wurden später dem kalifornischen Krebsregister mit der Diagnose Hodenkrebs gemeldet. Das sind zwar nur wenige Erkrankungen, aber deutlich mehr als die 5 Erkrankungen, die nach den Daten des bundesweiten Krebsregisters SEER (Surveillance Epidemiology and End Results) zu erwarten gewesen wären.

Zwei frühere Kohortenstudien hatten jedoch ebenfalls eine Assoziation gefunden, sodass Walsh zu der Ansicht neigt, dass es eine Verbindung gibt. Er vermutet, dass Infertilität und Hodenkrebs eine gemeinsame Ursache haben. Eine plausible Erklärung wäre eine defekte DNA-Reparatur, die kurzfristig die Bildung von Spermien schädigen würde, langfristig aber mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden wäre. Einen Kryptorchismus (Hodenhochstand) als gemeinsamen Nenner möchte der Urologe ausschließen, da dieser nur bei einem der infertilen Männer diagnostiziert wurde. Der nicht rechtzeitig therapierte Hodenhochstand gilt als mögliche Krebsursache.